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Ein schwarz-weiß Foto von einem traurig schauenden Mann mit langen dunklen Haaren, der sein Kinn auf seine Hand abstützt vor einem schwarzen Hintergrund. Neben dem Foto ist das Buchcover der Lesung eingeblendet, darauf ist das Gesicht des Mannes in Blau.
© Hoda Afshar
Ein schwarz-weiß Foto von einem traurig schauenden Mann mit langen dunklen Haaren, der sein Kinn auf seine Hand abstützt vor einem schwarzen Hintergrund. Neben dem Foto ist das Buchcover der Lesung eingeblendet, darauf ist das Gesicht des Mannes in Blau.
© Hoda Afshar

Diasporic Echoes im Avant-Garten

Lesung: Behrouz Boochani "No Friend But The Mountains" / Konzert: Alexei Volinchik "Train Across Ukraine"

Info

Hybride Veranstaltung: Autor wird live dazu geschaltet.

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Freitag

19.08.22

18:30

Ab 18:30 (Lesung auf Englisch) Der kurdisch-iranische Journalist Behrouz Boochani wurde jahrelang unrechtmäßig auf Manus Island, einem Auffang- und Abschiebelager vor der Küste Australiens, interniert. Sein Buch »Kein Freund außer den Bergen« (EN: »No Friend But the Mountains«), das er während der Inhaftierung als Kurz- und Sprachnachrichten auf einem geschmuggelten Mobiltelefon an seine Übersetzerin schickte, zählt als wichtige Zeugenstimme des brutalen Haftregimes Australiens gegenüber Geflüchteten. Es ist auch ein Akt des Überlebens und des Widerstands. Es ist ein poetischer und lebendiger Bericht aus erster Hand über sechs Jahre Inhaftierung und Exil. Boochanis Schreibstil ist mal der des Journalisten und politischen Kommentators, mal psychologische Analyse, philosophische Interpretation und emotionale Beobachtung. In seinem Text lässt er aber auch Mythen, Epen und Folklore einfließen. In der Verbindung all dieser Genres schafft er eine »einzigartige Form von Kunst und Widerstand – eine Form der Kommunikation, die an Orten staatlicher Gewalt entsteht, die sich gegen Menschen richtet, die auf der Suche nach Sicherheit und Freiheit Grenzen überschreiten« (The Guardian). »Kein Freund außer den Bergen” entstand in Zusammenarbeit mit dem australisch-iranischen Philosophen Omid Tofighian und wurde mit dem wichtigsten australischen Literaturpreis ausgezeichnet. Es diente als Inspiration für JURRUNGU NGAN-GA, das in der zweiten Festivalwoche in der K6 gezeigt wird und vom Internationalen Sommerfestival in Kooperation mit der Körber-Stiftung koproduziert wurde. Der Autor konnte kurzfristig nicht anreisen und wird live dazu geschaltet.

Behrouz Boochani, geboren 1983, ist ein kurdisch-iranischer Journalist, Autor und Filmemacher. Bis zu seiner Flucht vor der Verfolgung durch die iranischen Sicherheitsbehörden im Jahr 2012 war er in Teheran Chefredakteur eines liberalen Magazins für Politik und Kultur. Als politischer Gefangener der australischen Regierung war er fast sieben Jahre lang inhaftiert. Trotz der teils massiven Einschränkungen erscheinen seine Texte regelmäßig in zahlreichen Zeitungen und Nachrichtenportalen, darunter The Guardian, Huffington Post, Financial Times und Sydney Morning Herald. Er ist Preisträger des wichtigsten Australischen Literaturpreis sowie zahlreicher Menschenrechts-, Journalismus- und Aktivismuspreise, u.a. des »Anna-Politkowskaja-Awards for Journalism 2018«. Auf Druck internationaler Organisationen und mit Hilfe zahlreicher Unterstützer*innen kam er im November 2019 endlich frei und lebt seitdem als geduldeter politischer Flüchtling in Neuseeland. Er ist assoziierter Professor für Sozialwissenschaften an der UNSW in Sidney, Gastwissenschaftler am Sydney Asia Pacific Migration Centre (SAPMiC) an der University of Sydney und Gastprofessor an der Birkbeck University of London.

Ab 20:30 Der Autor, Sänger und Multiinstrumentalist Alexei Volinchik führt mit TRAIN ACROSS UKRAINE mal fröhlich und augenzwinkernd, mal lyrisch und schwermütig durch die geografischen, historischen und musikalischen Winkel seines Heimatlandes.


Eine dreiwöchige Veranstaltungsreihe vereint mit Lesungen und Konzerten diasporische Stimmen auf der Waldbühne unter Birkenbäumen.

Selten hat es in Europa eine so große Welle der Solidarität und Offenheit gegenüber Schutzsuchenden gegeben, wie sie aktuell im Kontext des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu spüren ist. Weil wir diese Energie lieben und sie uns für alle wünschen, die ihre Heimat verlassen müssen, präsentiert das Sommerfestival in Kooperation mit der ZEIT Stiftung und dem NDR jeden Donnerstag bis Samstag Autor*innen und Musiker*innen, die von Umbruchzeiten und Vertreibung, von der Suche nach Zugehörigkeit, und von globalen politischen und familiären Verflechtungen erzählen. Jeder Veranstaltungsaben beginnt mit einer Lesung inklusive Autor*innengespräch mit NDR Moderator*innen und geht mit akustischen Konzerten im kleinen Rahmen weiter, die von Anas Aboura und Alexei Volinchik programmiert wurden.

»Es ist ein wuchtiges Werk, das man am liebsten schnell und langsam zugleich lesen möchte. Schnell, weil es so spannend ist. Und langsam, weil man die sprachliche Schönheit, die poetischen Bilder und den klagenden Rhythmus auskosten will.«

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NZZ

Lesung: Behrouz Boochani

Gespräch: Behrouz Boochani, Yolanda Rother (Moderation)

GEFÖRDERT von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

IN KOOPERATION mit NDR Kultur